Frühjahr 2012, das Fanprojekt steht vor dem finanziellem Aus. Doch wo war der Aufschrei der Fanszene?

Diese Frage stellten wir (Frenetic Youth, Generation Luzifer und Pfalz Inferno) uns seit längerem, auch weil wir mit der Situation rund um das Fanprojekt schon seit Jahren unzufrieden sind. Leider haben schon mehrmals stattgefundene persönliche Gespräche mit den Mitarbeitern daran nichts ändern können, weshalb wir jetzt den Weg an die Öffentlichkeit gewählt haben. Auch weil das Thema alle angeht, immerhin werden hier unser aller Steuergelder verwendet.

Unsere Kritikpunkte arbeiteten wir letztendlich in einem vierseitigen Schreiben aus, welches wir Ende letzter Woche den Trägern des Fanprojektes zukommen ließen. Die Träger sind im Einzelnen der Fanprojektbeauftragte der AWO Südwest Herr Rodenbüsch, die DFL in Person von Herrn Schneider, die Stadt Kaiserslautern mit Bürgermeister Weichel, sowie das Rheinland-Pfälzische Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur in Person von Herrn Fischer.

Bevor wir auf einige kritisierte Punkte eingehen, möchten wir klarstellen, dass wir die Arbeit eines Fanprojektes generell für sehr sinnvoll und unterstützenswert halten, erst recht in der heutigen Zeit. Allerdings, und da kommen wir direkt zur Kritik, auch nur, wenn die Mitarbeiter etwas für das Geld leisten, welches sie für ihre Anstellung bekommen. So stellten wir uns z. B. die Frage, wo in den letzten beiden Jahren das Budget von ca. 180.000 € hingeflossen ist. So hoch ist nämlich das Budget, welches jedem Fanprojekt eines Erstligisten zur Verfügung steht. In Liga 2 liegt dieses bei immerhin noch 90.000 € pro Jahr, also bei der Hälfte. Dennoch, selbst bei diesem Betrag rätseln wir über die Verwendung der Gelder. Außer der Aktion „Pro Ausbildung”, an welchem sich das Fanprojekt neben der Arbeitsagentur und dem 1. FC Kaiserslautern beteiligt, sind uns keine größeren Aktionen bekannt, für die das Fanprojekt Werbung betrieben hätte. So fragen wir uns z. B., wieso man es in über fünf Jahren nicht geschafft hat, einen eigenen Blog einzurichten oder auch nur einen mickrigen E-Mail Verteiler ins Leben zu rufen, um die Fans mit Informationen zu versorgen. Wer von euch hat z. B. vom Ausscheiden von Frau Bräunig gelesen, wer kennt den Namen der Nachfolgerin? Wer hat schon mal etwas von der Aktion „Lernort Stadion“ gehört?

An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass schon des Öfteren Vorschläge aus der Fanszene zu möglichen Veranstaltungen kamen. So stand z. B. zumindest offiziell bei einer Vorlesung vom Fanforscher Jonas Gabler der Name des Fanprojektes über der Veranstaltung. Die Organisation übernahm aufgrund der Passivität der Fanprojektmitarbeiter dennoch die Fanszene in Eigenregie, wohlgemerkt in ihrer Freizeit. Andere Anfragen wurden nicht nur einmal mit dem Argument “fehlendes Budget” abgelehnt. Wie schon erwähnt ist dies für uns bei der Höhe der Gelder, die dem Fanprojekt zur Verfügung stehen, unverständlich.

Anfragen auf die Nutzung der Räumlichkeiten wurden regelmäßig mit Aussagen wie “da habe ich leider Urlaub”, “um die Uhrzeit”, “nach dem Spiel” oder “an dem Tag bin ich nicht da” abgeschmettert. Ein Grund dafür, weshalb heute schon gar keine Anfragen mehr erfolgen. Schade eigentlich, denn 2007 sah die Szene in den Räumlichkeiten des Fanprojektes noch einen großen Vorteil. Anlaufstelle der Fanszene sollten sie werden und das nicht nur am Spieltag. So wurden diese zunächst auch in etlichen Arbeitsstunden in Eigenregie eingerichtet. Wer hat in den fünf Jahren schon einmal über einen Informations- oder Diskussionsabend, eine Filmvorstellung, ein einfaches Kickerturnier oder ähnliches gelesen, welche bei anderen Fanprojekten auf der Tagesordnung stehen? Wer hat die Räumlichkeiten schon einmal zum Anfertigen einer eigenen Fahne genutzt, wer von euch war überhaupt schon mal in den Räumlichkeiten des Fanprojektes bzw. sieht diese als eine Anlaufstelle z. B. am Heimspieltag? Richtig, die wenigsten. Und warum? Weil die Räumlichkeiten eben nicht für die Fanszene zur Verfügung stehen. Dabei sollte es doch selbstverständlich sein, dass diese zumindest an einem Heimspieltag den gesamten Tag geöffnet haben.

Auch das Logo des Fanprojektes stammt aus Reihen der Fanszene. Ein weiteres Zeichen, dass man den Mitarbeitern zu Beginn einen riesigen Kredit zur Verfügung stellte, den sie inzwischen aber komplett aufgebraucht haben. Dass sie diesen Kredit direkt zu Beginn erhalten haben, ist, wie wir aus anderen Städten wissen, keinesfalls selbstverständlich, erst recht nicht, wenn diese zuvor im Fanprojekt des Rivalen gearbeitet haben. In unserem Fall war die vorherige Arbeitsstelle das Fanprojekt des SV Waldhof Mannheim.

Zum weiteren Ansehens- und Vertrauensverlust sowie dem Schrumpfen des Kredits trug darüber hinaus die Abwesenheit unserer Fanprojektmitarbeiter bei brisanten Spielen wie beispielsweise dem Pokalspiel in Frankfurt oder beim BFC Dynamo Berlin bei. Gerade bei solchen Spielen ist das Fanprojekt gefragt, seiner Aufgabe der Konfliktlösung und Vermittlung zwischen Ordnungsdienst, Polizei und Fans nachzugehen.
Wie die meisten wissen, hat z. B. der Ordnungsdienst des BFC auch seinen Teil zu den Geschehnissen in Berlin beigetragen. Leider waren bei besagten Spielen beide Fanprojektmitarbeiter in Urlaub, während sie dagegen bei vielen völlig unbrisanten Spielen die 1.Klasse-Abteile des Sonderzuges bevölkerten. Dies spricht erstens nicht gerade dafür, dass man sich überhaupt mit den Fans beschäftigen bzw. den Aufgaben seines Arbeitsplatzes nachgehen möchte und zweitens sollte man, wenn die Personalressourcen, wie man annehmen kann, schon gering sind, niemals während der Saison beide Mitarbeiter zeitgleich in Urlaub schicken. Ob die Ressourcen wirklich gering sind, steht wiederum auf einem anderen Blatt. Denn auch die Frage, wie denn die alltägliche Arbeit der Mitarbeiter aussieht, stellt sich uns und haben wir folglich auch den Trägern gestellt. Viele Anfragen oder Anregungen aus der Fanszene werden unsere Fanprojektmitarbeiter mit Gewissheit kaum zu bearbeiten haben.

Kurz möchten wir noch auf den erhaltenen und viel gelobten „Julius Hirsch Preis“ eingehen. Auch bei diesem wurde viel Arbeit ehrenamtlich von der Fanszene und von unserem Verein erledigt. Sowohl für Unbeteiligte sichtbar in der „Many Nations“- Aktion der Frenetic Youth, aber auch im Hintergrund und für Außenstehende nicht direkt erkennbar wurde viel Zeit in die Vorbereitung und den Ablauf der Informationsveranstaltungen in der Nordtribüne investiert. Eigentlich hatten wir uns erhofft, dass die Mitarbeiter des Fanprojektes motiviert werden, wenn sie sehen, dass auch mit wenig Aufwand positive Schlagzeilen geschrieben werden können, aber leider blieben diese im festgefahrenem Trott hängen. Das beste Beispiel hierfür ist die Absage zur Nutzung der Räumlichkeiten bei einem der kommenden Heimspiele für ein einfaches Gruppentreffen, da man nach den stressigen Wochen erst mal Urlaub brauche. Stressige Wochen, deren Arbeit zum Großteil sowohl unsere Fanvertreter als auch wir Fans gerne und natürlich in unserer Freizeit, das heißt ohne jegliches Gehalt, erledigt haben. Generell werden viele Aufgaben des Fanprojektes vom Fanbeauftragten oder den Fanvertretern übernommen. Gibt es beispielsweise unnötige Probleme mit dem Ordnungsdienst, weil im Voraus genehmigte Fahnen plötzlich draußen bleiben sollen, sucht man die Fanprojektmitarbeiter meist vergeblich, während die Fanvertreter vor Ort versuchen, die Probleme zu lösen.

Dies war ein kurzer Einblick in unser Schreiben an die Träger. Durch das Schreiben selbst erhoffen wir uns, dass die Arbeit des Fanprojektes genauer unter die Lupe genommen wird und die Mitarbeiter sich nicht mehr auf die faule Haut legen können.

Wir hoffen, dass Kaiserslautern im sechsten Jahr nach der offiziellen Gründung endlich das Fanprojekt erhält, welches seiner Fanszene würdig ist! Vorbilder gibt es genug – Hamburg, Darmstadt, Jena – um ein paar wenige zu nennen. Fanprojekte, deren Mitarbeiter nah an der Basis dran sind und somit ihren Aufgaben nachkommen können. Fanprojekte, die diverse Projekte (Beispiel Hamburg Volksparkett: http://hsv-volksparkett.de/ ) zusammen mit den Fans angehen und entwickeln. All das vermissen wir hier in Kaiserslautern, schlimmer noch, das Fanprojekt an sich ist hier für die Fanszene schlichtweg aktuell nicht vorhanden. Oder, um es anders auszudrücken: Die in die Mitarbeiter und Räumlichkeiten investierten Steuergelder bringen weder Vor- noch Nachteile für die Fanszene und sind somit verschwendete Steuergelder.

Dies wird aus unserer Sicht solange der Fall sein, bis sich die Fanprojektleitung ändert. Das Vertrauen von unserer Seite in diese ist inzwischen völlig aufgebraucht.

Die intensive Bearbeitung der angesprochenen Themen wurde uns von den Trägern bereits zugesagt, wir sind gespannt!

In diesem Sinne:
Pro Fanprojekt