Der Fußball ist sicher! Schluss mit Populismus – Ja zur Fankultur!

Servus Betze-Fans,

Anfang Dezember steht die Innenministerkonferenz bevor – und mit ihr politische Vorstöße, die unseren Stadionbesuch deutlich verändern würden. Das Erstaunliche daran: Die Realität in den Stadien gibt dafür keinen Anlass.

Die aktuellen Kriminalstatistiken zeigen seit Jahren, dass Stadionbesuche so sicher sind wie lange nicht. Fußball ist ein Ort, an dem sich Familien, Kinder und Menschen aller Altersgruppen wohlfühlen können.

Trotzdem stehen Maßnahmen zur Debatte, die Fans unter Generalverdacht stellen und tief in die Fankultur eingreifen würden.

Stadionverbote ohne Urteil

Ein besonders problematischer Vorschlag: Stadionverbote sollen künftig schon bei Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ausgesprochen werden können – also ohne Schuldfeststellung.

Jeder weiß, wie schnell man in einem Ermittlungsverfahren landet, ohne irgendetwas getan zu haben. Genau deshalb gilt in Deutschland die Unschuldsvermutung.

Würde diese Praxis kommen, könnten Fans ausgeschlossen werden, obwohl sie nie eine Straftat begangen haben. Auch Fußballfans verdienen uneingeschränkte Bürgerrechte!

Biometrische Check-ins am Stadion

Zusätzlich wird über ein Einlasssystem diskutiert, das personalisierte Tickets mit biometrischen Daten verknüpft. Gesichtsscan am Drehkreuz, grünes oder rotes Licht – mehr bleibt dann nicht.

Das würde den Einlass nicht nur massiv verlangsamen, sondern auch einen enormen Eingriff in Privatsphäre und Datenschutz bedeuten. Die spontane Weitergabe einer Dauerkarte wäre praktisch nicht mehr möglich.

Kurz gesagt: ein Einlass wie im Hochsicherheitsbereich, ohne dass es dafür eine sachliche Notwendigkeit gibt.

Fehlende Differenzierung beim Thema Pyrotechnik

Auch beim Thema Pyro zeigt sich ein ähnliches Muster: Statt sich mit den realen Bedingungen in den Kurven auseinanderzusetzen, wird weiter pauschal Pyrotechnik mit Gewalt gleichgesetzt. Dabei erarbeiten Fanszenen deutschlandweit unter dem Motto „Verbandsstrafen abschaffen“ gemeinsame Vorschläge – oft sogar im Austausch mit den Vereinen.

Diese Bemühungen finden politisch kaum Gehör. Die geforderte Null-Toleranz-Linie ignoriert, dass Fankultur Freiräume braucht, um zu funktionieren.

Es geht um mehr als Einzelmaßnahmen

Wenn diese Vorschläge Realität werden, betrifft das nicht nur bestimmte Gruppen, sondern alle Fans: Stadionbesuche würden bürokratischer, kontrollierter und unfreier. Und viele der Aktionen, die unseren Verein ausmachen, wären kaum noch möglich. Bestes Beispiel dafür ist der kürzlich gefeierte Traditionstag. Aber diese Befürchtung gibt es nicht nur bei uns, die weltweit so berühmte deutsche Fankultur steht komplett auf der Kippe. Daher sind die Forderungen der Fanszenen Deutschlands:

1. Reduzierung der Einsatzkräfte

Seitens der Politik werden immer wieder hohe Einsatzstunden der Polizei angeführt. Dennoch erleben wir regelmäßig, dass der personelle Aufwand rund um die Stadien sowie auf den An- und Abreisewegen die tatsächlichen Bedarfe zur Sicherung von Fußballspielen übersteigt. Die Innenminister sind aufgefordert, die Einsatzplanungen ihrer Polizeien kritisch auf ihre Notwendigkeit zu überprüfen. Eine Umlage von Polizeikosten auf Fußballvereine lehnen wir hingegen entschieden ab.

2. Keine Verschärfung der Stadionverbotspraxis

Statt einer bundesweiten zentralen Stadionverbotskommission müssen die bisherigen, lokal verankerten Strukturen bestehen bleiben. Diese verfügen über Erfahrung, Kontextwissen und das nötige Augenmaß. Entscheidungen über Stadionverbote müssen weiterhin dort getroffen werden, wo Vereine, Fanprojekte und Fanbeauftragte die tatsächlichen Abläufe kennen und wo Betroffene lokal eine faire Chance auf Anhörung erhalten.

Ein Stadionverbot darf niemals automatisch oder bereits bei Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ausgesprochen werden! Darüber hinaus muss ein Stadionverbot immer die ultima ratio bleiben: Anstatt junge Menschen ohne hinreichende Begründung aus Stadien auszusperren, sollten sich Verbände und Politik für rechtsstaatlich verbindliche und pädagogisch wertvolle Maßnahmen bei tatsächlich vorliegenden Straftaten im Fußballkontext einsetzen.

3. Anerkennung des Mehrwerts der deutschen Kurven

Anstatt mit der Forderung der Personalisierung aller Eintrittskarten jeden Stadiongänger unter Generalverdacht zu stellen, sollte auch die Politik die Fankultur hierzulande als Alleinstellungsmerkmal des Fußballs anerkennen! Auch die Nutzung von Pyrotechnik sollte endlich ihre berechtigte Akzeptanz finden!

Wie geht es weiter?

Die Innenministerkonferenz ist nur ein Teil einer größeren Entwicklung. Wie sich die Debatte weiterentwickelt, hängt auch davon ab, wie sichtbar Fans ihre Position vertreten.

Wichtig ist, informiert zu bleiben, im Austausch zu bleiben und deutlich zu machen, dass Fans kein Sicherheitsproblem sind, sondern ein elementarer Bestandteil des Sports.

Als Fanbündnis 1. FC Kaiserslautern unterstützen wir den anhaltenden Einsatz der Fanszenen Deutschlands für den Erhalt einer freien und sicheren Fankultur.

Die Demonstration „Der Fußball ist sicher!“ am 16. November in Leipzig, an der rund 20.000 Menschen teilgenommen haben, war ein deutliches und kraftvolles Signal. Sie hat gezeigt, wie groß die Unterstützung für eine selbst bestimmte und von unverhältnismäßigen Eingriffen freie Stadionkultur ist – und wie wichtig es bleibt, dieses Anliegen auch in der politischen Debatte deutlich zu machen.

Um den öffentlichen Druck weiter zu erhöhen, wurde neben den Protesten in den Kurven eine bundesweite Petition gestartet. Ziel ist es, den Innenministern der Länder aufzuzeigen, dass der Fußball in Deutschland sicher ist und keine zusätzlichen Maßnahmen wie personalisierte Tickets, eine zentrale Stadionverbotskommission oder flächendeckende Überwachung benötigt. Wer das Anliegen unterstützen möchte, kann dies durch die Teilnahme an der laufenden Petition tun.

Die ausführlichen Forderungen der Fanszenen finden sich unter www.derfussballistsicher.de. Dort besteht auch für Fanclubs die Möglichkeit, sich offiziell als Unterstützer einzutragen und dem Protest zusätzliche Sichtbarkeit zu verleihen.

In den Farben getrennt – in der Sache vereint.

Für freie Kurven! Für die Fankultur!

Petition Der Fußball ist sicher