Nach einer sportlich gelungenen Saison und dem daraus resultierenden Klassenerhalt gastierte Fortuna Düsseldorf am Sonntag im Fritz-Walter-Stadion. Die Partie brachte keinerlei Brisanz mit sich, da weder sportliche Entscheidungen anstanden noch eine Feindschaft zwischen den beiden Fanlagern herrscht. Dennoch stellte dieser Saisonabschluss einen neuen Tiefpunkt in der Arbeit der Polizei rund um die Heimspiele des 1. FC Kaiserslautern dar.
Schon seit Längerem und verstärkt in dieser Saison fällt die Polizei in Kaiserslautern negativ mit nicht nachvollziehbaren Konzepten für alle Stadionbesucher auf. Dabei sind vor allem An- und Abreisewege der Heim- und Gästefans völlig unverständlich organisiert. So entbehrt es beispielsweise nicht erst seit Sonntag jeglicher kausaler Logik, dass mehrere tausend FCK-Fans wegen ein paar hundert Fortunen jede Menge Wartezeit am 11-Freunde Kreisel aufbringen müssen.
Genannte Kreiselsperrungen, die jeweils vor und nach den Spielen zu Gunsten der via Zug anreisenden Gästefans stattfinden, sorgen grundsätzlich dafür, dass viele FCK-Fans sich fühlen, als wären sie in Kaiserslautern bei einem Auswärtsspiel zu Gast. Besonders ärgerlich ist hierbei der Umstand, dass die Zeiten dieser Sperrungen – sofern sie überhaupt kommuniziert werden – oftmals seitens der Polizei nicht eingehalten oder spontan ausgedehnt werden. Dies führte besonders im Falle des Abendspiels gegen den HSV zu vielen Problemen für FCK-Fans, die wegen der überzogenen Sperrung die letzten Zugverbindungen gen Heimat nicht mehr erreichen konnten. Selbst ein vorzeitiges Verlassen des Stadions garantiert nicht, dass man sich nach dem Spiel nicht doch in einem Rückstau zwischen tausenden weiterer FCK-Fans befindet, die sich in der Straße “Zum Betzenberg” ansammeln. Gerade an heißen Tagen oder bei Regen eine miserable Situation, die auch aus Sicherheitsaspekten nicht sinnvoll sein kann, wenn selbst Rettungswagen Probleme haben, durch die Massen von Fans zu kommen. Zusätzlich ist es in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehbar, dass Abmarschwege durch Einheiten oder Einsatzfahrzeuge künstlich verkleinert werden und weitere Nadelöhre auf den ohnehin schon überschaubaren Möglichkeiten rund um das Fritz-Walter-Stadion geschaffen werden. Ganz generell ist die übermäßige Präsenz der Polizei bei völlig harmlosen Spielen ohne Brisanz zwischen den Fanlagern ein Umstand, der absurder nicht sein könnte – vor allem, wenn man sich die populistischen Klagen der Polizeigewerkschaften nach Arbeitsüberlastungen zu Gemüte führt.
So werden regelmäßig nicht existierende Bedrohungsszenarien heraufbeschworen, sodass man sich als Stadionbesucher am Spieltag teilweise wie in einer innerländischen Militärübung fühlt. Ausgerufene Risikospiele gegen Nürnberg und Magdeburg, ein Wasserwerfer gegen Rostock sowie Helikopter und Drohnen gegen Düsseldorf sind dabei nur Einzelbeispiele. Dazu teils verhängte Alkoholverbote und bis zuletzt ein völlig überzogener Pufferblock im Stadion zeigen deutlich, dass die Einsatzleitung in Person von Ralf Klein nicht gewillt ist, auf andere Einschätzungen mit mehr Expertise (beispielsweise durch Vertreter des FCK) zu hören und agiert wohl einfach nach dem Motto: “Viel hilft viel”.
Wie eingangs erwähnt, fand dieses “Motto” gegen Düsseldorf seinen traurigen Höhepunkt. Bei der Abreise wurde an den Treppen “Zum Betzenberg” plötzlich eine Polizeikette zwischen FCK-Fans gezogen und auf Hinweise, dass damit Gruppen, Familien und Freundeskreise getrennt werden, nicht eingegangen und diese ignoriert. So schaukelte sich die Situation aufgrund der komplett fehlenden Kommunikation und dem aggressiven Auftreten seitens der Polizei schnell hoch, sodass die Beamten Pfefferspray gegen alle umstehenden Personen einsetzten. Dabei machten sie auch keinen Halt vor völlig unbeteiligten Fans, unter denen sich auch Kinder, ältere Menschen, Personen, die nur schlichten wollten, oder bereits orientierungslos am Boden liegende Personen befanden.
Im Zuge dessen wurden viele der Anwesenden durch Reizgas verletzt, einige schwer. Im Nachgang verweigerte die Polizei natürlich weiterhin jegliche Kommunikation und auch ein Sanitäter wurde erst nach 20 Minuten zu den Verletzten durchgelassen.
Die gesamte Situation war in ihrer Entstehung seitens der Polizei massiv eskalativ und wirkte teils gewollt. Warum man plötzlich einen Keil zwischen abreisende Heimfans treiben muss, erschließt sich uns bis heute nicht. Dass im Anschluss daran plötzlich behelmte Polizisten von der Löwenburg zu den Treppen in die Menschenmenge stürmen, ist Ausdruck der Planlosigkeit und Unüberlegtheit der Polizei. In deren Bericht finden die vielen von der Polizei verletzten Fans natürlich keine Erwähnung. Vielmehr wird von einem Angriff auf Polizeibeamte berichtet, um die Schuld gänzlich auf die Fans schieben zu können und in eine Opferrolle zu schlüpfen. Es ist klar, dass sich auch einzelne FCK-Fans falsch verhalten haben, jedoch trägt die Polizei, ohne deren aggressives Auftreten diese Situation gar nicht erst entstanden wäre, an dieser Eskalation eine große Mitschuld. Ebenso hätten die Szenekundigen Beamten die Situation erkennen und im Keim ersticken können. Das setzt aber voraus, dass sie tatsächlich “kundig” wären und darüber hinaus ein Interesse an einer Deeskalation hätten. Die Stimmung unter den FCK-Fans war an diesem Tag friedlich und entspannt wie schon lange nicht mehr. Nach dem Spiel wurde die Mannschaft trotz Niederlage aufgrund der sorgenfreien Saison gefeiert und es lag zu keinem Zeitpunkt Aggression in der Luft – bis zu oben beschriebenen Moment.
Diese Erlebnisse bringen uns zu dem Schluss, dass die Polizei in Kaiserslautern kein Interesse an einem guten Miteinander am Spieltag hat, sondern der Meinung ist, ihre “Konzepte” gegen jede Logik durchdrücken zu müssen und sich das Feindbild Fußballfan in deren Köpfen manifestiert hat. Dabei sind solche Zusammenstöße einkalkuliert und dienen dazu, die selbst verursachten massiven Kosten rund um die Spieltage rechtfertigen zu können. Zudem ist dieses Vorgehen mit Blick auf die EM 2024 im eigenen Land auch eine gute Möglichkeit, die Einsatzkräfte auf das Spektakel im nächsten Jahr vorzubereiten. Ralf Klein als Einsatzleiter und das Polizeipräsidium Westpfalz täten gut daran, ihre Denk- und Handlungsweise anzupassen und lieber funktionierende Einsatzkonzepte zu entwerfen, statt noch mehr Hundertschaften, Hubschrauber, Wasserwerfer und Drohnen anzufordern sowie aus jedem x-beliebigen Heimspiel ein sogenanntes “Risikospiel” zu kreieren.
Fanbündnis 1.FC Kaiserslautern
Rot-Weisse Hilfe